Wachstum und Innehalten

Woche für Woche nähern wir uns nun dem Ende unserer geplanten Gemüse Verkaufs-Saison und damit unserem ersten Anbau-Jahr hier. Zwei Kisterl werden wir bestimmt noch packen, zwei mal in Neustift Gemüse verkaufen und ein paar Groß-Bestellungen zum Einlagern gilt es noch abzuschließen. Dann werden wir einen Blick aufs Feld werfen und entscheiden, je nachdem wie viel Gemüse noch da ist und wie es mit unseren Energiereserven ausschaut, ob wir noch ein, zwei Wochen verkaufen.

Am Ende der Saison stellen sich automatisch bereits Fragen für die Nächste. Welche Beete müssen wir dieses Jahr noch vorbereiten, damit die ersten Kulturen im Frühjahr zeitig ihren Platz bekommen? Wollen wir mehr Jungpflanzen produzieren als letztes Jahr? Brauchen wir noch einen Folientunnel? So gerne wir all diese Fragen in Ruhe im Winter besprechen würden: Einiges braucht sofort eine Entscheidung. Und anfangs tendieren wir oft zur „Wachstums-Option“. Gedanken wie: Ja es wäre schon wichtig mehr Platz für den Anbau von Gurken zu haben, mehr Fläche nur für Jungpflanzen, dann könnte man auch in Linz verkaufen. Vielleicht doch einen größeren Tunnel, denn verhältnismäßig sind kleinere immer teurer.. Oft assoziieren wir „mehr“ und „größer“ mit „erfolgreicher“ und „besser“. Doch was wenn es anders ist?


Denn noch während wir nur im Entscheidungsprozess sind häuft sich bereits innerlich wieder Stress: Vor einem weiteren Jahr voll von neuen Aufbau-Arbeiten, wobei wir uns doch dieses Jahr sooft selbst gesagt haben, dass wir vor allem das erste Jahr in die Zukunft investieren müssen.
Unsere Entscheidung letztlich zu den offenen Fragen: Nein, wir bauen nächstes Jahr nicht gleich noch einen Tunnel, nein, mein Blumen Garten bleibt derweil noch wo er ist, auch wenn er anderswo praktischer wär. Ja wir reduzieren Anbau-Fläche und optimieren dafür die Auswahl an Kulturen die wir anbauen und wie wir sie anbauen.

Und ich sags euch: Diese Entschlüsse entspannen mich sehr. Schaffen Leichtigkeit. Erinnern mich, wie wichtig es ist einfach mal wieder innezuhalten. Das was bereits da ist richtig gut zu machen und zu schauen, dass es einem selbst dabei gut geht und DANN erst weiter wachsen. Viel zu oft passiert es wohl umgekehrt: LandwirtInnen und andere UnternehmerInnen investieren und wenn es noch nicht gut genug läuft wird noch mehr investiert, in der Hoffnung, dass dann alles besser wird, durch Investitionen mehr Einnahmen kommen. Manchmal geht das vielleicht gut, doch manchmal bleibt dabei wohl entweder die eigene Leichtigkeit und innere Freiheit auf der Strecke oder man steht vor einem Schulden-Berg und sieht sich nicht mehr hinaus.
Also: Wir gehen es langsam an, sodass wir uns nächstes Jahr ein bisschen auf dem heuer Geschaffenen ausruhen können, und Platz für spontane Herzensprojekte bleibt.

Wir waren letzte Woche am Neustifter Kirtag: Kräuter, Kränze etc. zu verkaufen war einmal eine erfrischende Abwechslung. Das intensive kreative Tun davor hat mit gut getan. Gerne würde ich auch noch ein paar Stäuße binden, aber zur Zeit herrscht zu jedem Erntetag Regenwetter. Schnittblumen sollten nur im trockenen Zustand geerntet werden. Dem Gemüse macht der Regen nichts, das ist dann wieder einmal der Vorteil der Vielfalt die auf unserem Feld wachst!

Morgen gibt es also wieder Gemüse in Neustift, kommt vorbei.
Grüße, Rosa


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