Eine Woche haben Rosa und ich uns einen Sommerurlaub gegönnt. Gar nicht so einfach, wenn man Gemüse anbaut, das im Sommer gegossen, gepflegt und geerntet gehört.
Trotzdem möglich ist es uns, aufgrund familiärer Unterstützung und weil die Bewässerung, die in dieser Hitze Woche notwendig war, von meinem Handy aus steuerbar ist. Am meisten braucht es aber gefühlt den entschiedenen Mut: man muss in Kauf nehmen, dass Manches verdirbt, dass man das Einkommen einer Woche der Sommersaison verliert, dass man zurückkommt und erstmal wieder alles in Ordnung kriegen muss. Damit sind wir die nächsten Tage wohl noch etwas beschäftigt. Wir sind dennoch froh, uns diese Zeit genommen zu haben!

Mit einer Woche Distanz sieht man auch einiges am Feld wieder mit anderen Augen. Auffällig finde ich jedenfalls wie unglaublich schnell dieses Jahr alles gewachsen ist – im Frühling und Sommer haben wir uns oft darüber gefreut. Jetzt schauts etwas anders aus, denn es wäre uns lieber, wenn das Lager- und Einschneidegemüse sich mehr Zeit gelassen hätte. Zum Beispiel ist unser Haupt-Einschneidekraut „Braunschweiger“ schon so bald fertig gewesen, dass wir es teilweise nicht geschafft haben es zu verarbeiten bzw. zu verkaufen, bevor es aufgrund des Wetters faulig geworden ist. Nicht nur das, auch anderes ist uns davon gewachsen und wir freuen uns gerade sehr, wenn ihr euch bei uns meldet, falls ihr Einschneide- oder Lagergemüse haben möchtet, denn die Qualität ist jetzt sicher noch besser als im Spätherbst. Für uns wird es eine besondere Herausforderung für die Planung der nächsten Saison: wir wieder alles so schnell wachsen – dann müssen wir unsere Anbaupläne dementsprechend verändern. Was aber, wenn wir Herbst und Wintergemüse später anbauen und es wird ein „normales“ Jahr? Dann gibts mitunter keine oder viel kleinere Ernten vom jeweiligem Gemüse. Ich muss mir immer wieder sagen: es kann so oder so werden, letztendlich liegt es nicht in unserer Hand.

Ebenfalls auffällig: die vergangene Hitzewoche hat viele Mitesser hinaufbeschworen, oft auch „Schädlinge“ genannt, wobei der Begriff ja etwas beleidigend ist für Lebewesen, die einfach ihre Aufgabe in der Natur nachgehen. Sie sind „Aufräumer“ und stürzen sich vor allem auf Pflanzen, die bereits Stress ausgesetzt sind. Extremwetter bzw. starke Schwankungen gehören da genauso dazu, wie menschliche Fehler in der Bewirtschaftung. Manchmal sind die Fehler auch nicht die eigeneen: viele „Schädlinge“ werden auf Monokultur-Flächen förmlich gezüchtet und lassen sich dann aber auch gerne mal auf Vielfaltsgärten nieder, vor allem wenn die Monokulturen abgeerntet wurden. Der Maiszünsler fällt mir da zum Beispiel ein. Auch wenn Ernteausfälle keinen Spaß machen, so brauchen wir uns doch nicht zu sorgen: wir haben heuer mehr als genug angebaut und können problemlos mit anderen Lebewesen teilen.
Tobias