Wieso schmeckt der erste Kohlrabi im Jahr eigentlich immer so unverhältnismäßig gut?
…Hab ich mich gerade gefragt, nachdem ich mir von einem aufgeplatztem Exemplar, den ich bei der Ernte heute aussortiert habe, eine Spalte abgeschnitten, mit Salz garniert und damit die Kohlrabi Saison für mich eröffnet habe.
… Aber ist das nicht eigentlich bei den meisten Gemüsearten so? Der erste dunkelgrüne Blattspinat, die ersten, süßen Karotten aus dem Freiland, die aromatischen Paradeiser, knackigen Gurken, die erste gegrillte Melanzani, der erste Radicchio im Herbst, die erste Kürbis Suppe …
Immer denk ich mir : Boah, das könnt ich das ganze Jahr, jeden Tag essen. Und immer wieder bin ich verwundert, dass dann doch immer der Tag kommt, an dem ich froh bin, dass sich die kulinarische Vielfalt mit den Jahreszeiten Schritt für Schritt wandelt.
Das ist einer, der für mich tollsten Aspekte von einer saisonalen und regionalen Gemüseversorgung, den ich in Form unserer Gemüsekisterl sehr gerne mit euch teile: Dass Saisonalität nicht Verzicht, sondern gesunde und leckere Abwechslung bedeutet. Dass der Speiseplan bunter und die Kochkünste immer aufs Neue kreativ gefragt werden. Dass die Vorfreude auf einzelne Gerichte und Gemüsesorten umso größer ist, weil man sie nicht jeden Tag essen kann.
Auch sonst wachst und gedeiht so gut wie alles schön. Die Zwiebel hinken ein Wenig hinterher, nachdem sie der Frost heuer im Winter rausgedrückt hat. Der Karfiol wurde von einer Ameisen Bande überfallen und hat ungefähr ein Drittel einbüßen müssen. Knoblauch und Zwiebel sind heuer außerdem besonders begehrt von der, explosionsartig wachsenden Population der Zwiebelfliege… Dafür ist unser Rucola bilderbuchthaft, der Pak Choi gigantisch und auch die Radieschen knackig und lecker.

Diese Woche ist (hoffentlich) die letzte so intensive Frühlingswoche. Nachdem die Temperaturen für diese Jahreszeit Nachts gerade noch sehr niedrig waren, haben wir uns beim Pflanzen vieles auf diese Woche aufgespart. Die letzten beiden Wochen musste gefühlt am halben Feld der Boden vorbereitet und mit Pflanzen bepflanzt oder Direktsaaten gefüllt werden.
Konkret bedeutet das: Viele Stunden mit unserer Doppelgrabegabel die Beete lockern, Scheibtruhen mit Kompost, Mulch, kohlensaurer Kalk, Wurmdünger von A nach B führen und auf den Beeten verteilen, die Hacke schwingen, den Rechen geschickt manövrieren, sodass gleichmäßige Beete entstehen, unseren Einachstraktor anwerfen, Pflanzen gut angießen, im passenden Abstand auslegen, pflanzen. Dann spät Abends noch Vliese oder Netze und Sandsäcke zu den richtigen Beeten bringen und zu guter Letzt noch die Bewässerung anfeuern und hoffen, dass diese keine Spompanadeln macht. (Ah, und dazwischen alles immer noch gut dokumentieren!!)

Es ist nämlich unverhältnismäßig trocken. Verglichen mit letztem Jahr, wo wir zu dieser Jahreszeit im Freiland noch kaum bewässern mussten, laufen die Sprenkler und Tröpfchenschläuche derzeit etwa einmal pro Woche. Wir hoffen also auf Regen, morgen ist es vermutlich so weit (aber verschreien wirs lieber nicht).
Liebe Grüße, mit müden Füßen aber kulinarischem Kohlrabi-Hochgenuss vom Feld,
Rosa